Wer sich mit Fotografie und Bildbearbeitung beschäftigt, wird sich zwangsläufig die Frage stellen müssen, mit welcher Software die geschossenen Fotos entwickelt und bearbeitet werden sollen. Die Standardantwort auf diese Frage lautet seit vielen Jahren in den meisten Fällen: Lightroom und Photoshop. Seit Adobe auf die Creative Cloud umgestellt hat, ist diese Kombination zwar endlich auch für Hobbyfotografen wie mich erschwinglich (das Foto-Abo kostet 11,89 Euro pro Monat), doch nicht jeder möchte sich an ein Abo binden. Und machen wir uns nichts vor: 142,68 pro Jahr sind immer noch eine Menge Geld, zumal die Software nicht mehr genutzt werden kann, sobald das Abo beendet wird. Genau hier kommt Corel PaintShop Pro X8 Ultimate ins Spiel.

Für einmalige 89,99 Euro (das Upgrade von X6 oder höher kostet 69,99 Euro) packt Corel nicht nur die Bildbearbeitung PaintShop Pro X8 und den extrem schnellen RAW-Entwickler AfterShot 2 (ohne Pro, Unterschiede siehe hier) in das Paket, sondern als Bonus auch noch das Fotokorrekturprogramm Perfectly Clear 2 SE sowie die Filtersammlung ON1 Perfect Effects 9.5. Und deckt damit so ziemlich alles ab, was ich (und mit „ich“ meine ich mich) als Hobbyfotograf benötige. Wobei ich dazusagen muss, dass ich auch kein Freund zu starker Bildbearbeitung bin. Dementsprechend beschränkt sich die Nachbearbeitung bei mir meist auf die RAW-Entwicklung (Weißabgleich, Helligkeit, Kontrast, Farbe, etc.) und kleine Retuschen (Hautunreinheiten, Bildfehler, störende Objekte, etc.).

PaintShop Pro X8 teilt sich in drei Bereiche auf: Verwalten, Anpassen und Bearbeiten. Der Reiter „Verwalten“ bietet erwartungsgemäß eine Übersicht der Fotos und die Möglichkeit, diese zu bewerten, mit Tags zu versehen und auf ihnen dargestellte Personen zu markieren.

Für mich persönlich sehr wichtig: PaintShop Pro X8 unterstützt das RAW-Format zahlreicher Kamerahersteller, so dass ich meine Fotos ohne vorherige Konvertierung durch einen externen RAW-Entwickler bearbeiten konnte. Hierbei bietet X8 als Neuerung eine automatische Objektivkorrektur, die Verzerrungen, Vignettierungen und Farbabweichungen automatisch korrigiert. Zumindest dann, wenn die genutzte Kamera- und Objektivkombination unterstützt wird. Da derzeit weder die Samsung NX3000, noch die Olympus PEN E-PL7 oder die OM-D E-M10 unterstützt werden, konnte ich diese Funktion nur mit meiner Sony Alpha 580 testen. Und auch dort leider nicht mit jedem Objektiv. Was die unterstützten Kameras und Objektive angeht (bezogen auf die Objektivkorrektur, öffnen und bearbeiten lassen sich die Fotos natürlich), muss Corel also noch mächtig nachlegen.

Ein Klick auf den Reiter „Anpassen“ führt zu den typischen Grundeinstellungen. Neben einer intelligenten Fotokorrektur gibt es hier selbstverständlich auch manuellen Zugriff auf den Weißabgleich, Helligkeit, Kontrast und so weiter und so weiter. Sofern Kamera und Objektiv (zwecks Korrektur) unterstützt werden, sind die automatischen Ergebnisse durchaus gut, reichen aber nicht an die aus Lightroom und insbesondere DxO Optics Pro heran. Insbesondere Lichter, Schatten und Farben werden in den beiden anderen Programmen für meinen Geschmack besser herausgearbeitet. Allerdings sind Lightroom und Optics Pro auch deutlich teurer und echte Spezialisten auf ihrem Gebiet.

Neben den Einstellungsmöglichkeiten für die Grundwerte stehen ein Beschnitt- und ein Ausrichtungswerkzeug, die typische Rote-Augen-Korrektur und diverses Make-Up-Werkzeug (Unreinheiten, Zahnbürste, Augentropfen, Sonnenbräune) sowie ein Klonpinsel zur Verfügung. Auch diverse Filter lassen sich an dieser Stelle über das Foto legen, wobei einige durchaus schick sind, einige das Foto aber auch eher verschlimmbessern. Doch so ist es mit Filtern ja häufig. Die verschiedenen Funktionen sind größtenteils selbsterklärend – und wenn nicht, gibt’s eine kleine Infobox mit Tipps zur richtigen Anwendung, worüber sich insbesondere Anfänger durchaus freuen dürften.

Der letzte Reiter „Bearbeiten“ ermöglicht die ebenenbasierte Bildbearbeitung. Mittels diverser Werkzeuge wie einem intelligenten Auswahlpinsel lassen sich hier z.B. ganze Objekte automatisch markieren und mit „Magic Fill“ entfernen oder dank der neuen Funktion „Magic Move“ auch verschieben. Wie gut diese Funktionen tatsächlich funktionieren, muss die Praxis zeigen. Meine Fotos waren zum Testen nicht besonders gut geeignet, ggf. reiche ich hierzu beizeiten noch ein paar Beispielfotos nach. Über die Plugin-Schnittstelle gibt es im Bearbeiten-Modus auch den Zugriff auf das Fotokorrekturprogramm Perfectly Clear 2 SE, welches diverse Voreinstellungen bietet, sich aber natürlich auch komplett anpassen lässt und insbesondere Anfänger schnell schicke Ergebnisse erzielen lassen dürfte.

Kommen wir zum Fazit: Es muss nicht immer Adobe sein. Corel PaintShop Pro X8 Ultimate bietet viele Funktionen und ist für Hobbyfotografen wie mich grundsätzlich mehr als ausreichend. Aufgrund der besseren Objektivkorrektur werde ich der Creative Cloud bzw. Lightroom zwar weiterhin treu bleiben, doch ein Auge wird stets auf die Lösung von Corel gerichtet sein. Sollten meine Kameras und Objektive eines Tages alle unterstützt werden, kann ich mir einen kompletten Wechsel durchaus vorstellen. Schauen wir mal, wie sich das Programm weiter entwickelt …

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